Mit Design Sprints einen Blick in die Zukunft werfen – Wie das geht und warum dabei massiv Zeit und Kosten eingespart werden …
Er ist so etwas wie ein “Best of” aus Innovation, Design Thinking, Business Strategie und Verhaltenspsychologie: der Design Sprint. Als hoch-effektives Workshop-Format, komprimiert er Meetings, Marktforschung und Entscheidungsfindung auf ein Minimum an Zeit.
Wir betrachten den Sprint aus verschiedenen Blickwinkeln und beantworten folgende Fragen:
- Was ist ein Design Sprint?
- Wieso wurde der Design Sprint entwickelt?
- Für wen eignet sich der Design Sprint?
- Wie läuft der Design Sprint ab?
- Wo liegen die Unterschiede zwischen einem Design Sprint und einem Design Thinking Workshop?
- Welche konkreten Vorteile habe ich als Unternehmen von einem Design Sprint?
- Was kommt nach dem Design Sprint?
Was ist ein Design Sprint?
In einem Design Sprint werden in kürzester Zeit neue Ideen visualisiert und getestet, um Geschäftsideen in einem frühen Stadium auf ihre Markttauglichkeit hin zu überprüfen. Startups bereiten den Output eines Design Sprints oft für ihr Pitch-Decks auf, um potenziellen Investoren erste belastbare Nachweise über die Erfolgschancen ihres Produkts zu präsentieren. Aber auch etablierte Unternehmen profitieren von der schnellen Ideen-Entwicklung, sei es bei Minimierung von Ressourcen oder den positiven Auswirkungen auf interne Kollaboration.Wieso wurde der Design Sprint entwickelt?
Vor über 10 Jahren betreute Jake Knapp mit seinen Kollegen unzählige Startups für Google Ventures. Sie sahen sich immer wieder mit der Herausforderung konfrontiert, schnell Geschäfts- und Produktideen zu evaluieren, um festzulegen zu können, welche Richtung ihre betreuten Startups einschlagen sollten.
Klassische Meetings und Research-Phasen dauerten zu lange und eine Prototypen-Entwicklung war häufig zu aufwendig und teuer. Knapp bemerkte zudem, dass Gruppendynamik und die Dominanz der üblichen Wortführer die Expertise introvertierter Teilnehmer meist ungenutzt lässt und dass unter hohem Tempo in der Regel die besten Ergebnisse erzielt wurden.
Mit diesen Erkenntnissen und gemeinsam mit John Zeratsky und Braden Kowitz verfasste Jake Knapp 2016 das Buch “Sprint: Wie man in nur fünf Tagen neue Ideen testet und Probleme löst” und entwickelte das erste Format des Design Sprints.
Für wen eignet sich der Design Sprint?
Der Design Sprint ist ein idealer Startpunkt für alle, die vor der Umsetzung einer Produktidee stehen: Eine zuvor aufgestellte These wird einem schnellen und intensiven Validierung unterzogen. Nach Abschluss des Sprints herrscht unmittelbare Klarheit über die Erfolgschancen der Produktidee. Im Dreigestirn des UX Designs – Feasibility, Desirability und Viability löst der Design Sprint vor allem die Frage nach der Desirability und beantwortet somit die Frage: “Besteht beim User überhaupt ein Bedürfnis nach diesem Produkt?”
Für Unternehmen ist es entscheidend, diese Frage im Vorfeld zu klären, da sonst womöglich hohe Kosten in die Entwicklung fließen, ohne Kenntnis darüber, ob das Produkt im Markt tatsächlich benötigt wird.
Für Startups bedeutet das:
- Einen Proof of Concept zu haben, bevor die Investoren einsteigen
- Ressourcen zu sparen, weil getestet wird, ohne vorher implementieren zu müssen
- Erste Erkenntnisse über die Bedürfnisse der Zielgruppe gesammelt zu haben
Auch etablierten Unternehmen winken klare Vorteile:
- Schnelle Ideen-Entwicklung
- Spezialistenwissen aus den unterschiedlichsten Abteilungen wird in der Teilnehmergruppe geteilt, das gemeinsame Problem- und Lösungsverständnis wächst deutlich
- Die Mitarbeiter-Motivation steigt, wenn schnell eine Produktvision entsteht, an der zuvor alle aktiv mitgearbeitet haben
- Investitionen erfolgen nur bei einem Testerfolg – fällt das Nutzerfeedback negativ aus, ist das Produkt obsolet oder muss stark überdacht werden
Touchpoints entlang der Customer Journey geben hier die Richtung vor. Am Anfang steht immer die Vision eines Produkts, die im Verlauf des Sprints von den Beteiligten auf ihre Usefulness hin abgeprüft wird.
Wie läuft der Design Sprint ab?
Tag 1: Problemstellung erarbeiten und Ideen visualisieren
Die Teilnehmer verständigen sich auf eine Zieldefinition/Vision des Produkts, die innerhalb des Design-Sprint-Zeitfensters realisierbar ist. Herausforderungen werden identifiziert, Ideen und Lösungen werden skizziert, alle bringen ihre jeweilige fachliche Expertise ein.
Tag 2: Ideen bewerten und Storyboard anlegen
Die Ideen vom Vortag werden diskutiert und gemeinsam bewertet. Die besten werden in einem Storyboard festgehalten als Vorlage für die Prototypen-Produktion.
Tag 3: Prototypen bauen
Aus dem Storyboard wird ein Prototyp mit realistisch anmutender Nutzer-Oberfläche erstellt. Das User-Testing für den nächsten Tag wird vorbereitet. Außerdem wird ein Gesprächsleitfaden für das Testing erstellt.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte – ein Prototyp mehr als tausend Meetings.
Tag 4: Testing mit Nutzern
Der Prototyp wird mit echten Nutzern (in der Regel 5-8 Personen) getestet. Die Teilnehmer des Sprints notieren ihre Beobachtungen und Erkenntnisse. Das Feedback aus dem Testing bestimmt die nächsten Schritte.
Outcome
An entscheidenden Stellen des Prozesses (in den ersten beiden Tagen) wurden immer wieder verantwortliche Stakeholder/Product Owner hinzugezogen, die konkrete Entscheidungen treffen mussten. So ist gewährleistet, dass das Ergebnis von Bestand ist.
Wo liegen die Unterschiede zwischen einem Design Sprint und einem Design Thinking Workshop?
Design Sprint | Design Thinking Workshop |
---|---|
Einmalig stattfindender Prozess, 4 Tage maximal. Nicht auf Wiederholbarkeit angelegt. | Zielt auf die Lösung von komplexen Problemen ab, bei denen der Mensch im Mittelpunkt steht. In der Regel mit offenem Ausgang. |
Folgt der Idee des „Lean Startup“ in Kombination mit Human Centred Design | Auf Basis von Human Centred Design |
Konkrete Anwendung von Methoden innerhalb eines Projektkontexts | Grundlegende Denkweise (unterstützt von einer Vielzahl an Methoden) |
„Hammer & Meißel“: In 4 Tagen werden sehr spezifische Produkt-Aspekte erarbeitet | „Ganzer Werkzeugkasten“: Einfühlen, Definieren, Formulieren, Prototypisieren und Testen |
Arbeit in interdisziplinären Teams mit fachlicher Expertise zur Umsetzung | Arbeit in interdisziplinären Teams für ganzheitliche Perspektive |
Verfolgt ein eng gestecktes Ziel | Widmet sich oft sehr vielschichtigen und umfassenden Aufgabenstellungen |
Steht am Anfang eines Produkt-Innovationsprozesses | Gut geeignet z.B. für die Einführung & Skalierung eines Innovationsrahmens innerhalb einer Organisation |
Beantwortet z.B. die konkrete Frage: "Wie können wir Kunden-Insights in unserem Innovationsprozess besser nutzen?" | Beantwortet z.B. die generelle Frage: “Wie werden wir ein innovatives Unternehmen?” |
Nützlich zur konkreten Problemlösung | Kann helfen, zu bestimmen, welche Fragen überhaupt gestellt werden sollen |
Outcome: 1-2 validierte Ideen | Outcome: Vielzahl von Ideen, ein Teil davon getestet |
Welche konkreten Vorteile habe ich als Unternehmen von einem Design Sprint?
-
Schnell grundlegende Entscheidungen treffen.
Geschäftsideen und Produktansätze können mit minimalem Zeitaufwand getestet werden. -
Erfolgseinschätzung durch echte Nutzer erhalten.
Es werden nur noch Produkte mit Desirability entwickelt, die Nutzer tatsächlich verwenden wollen. -
Risiko-Minimierung: Mit High-Fidelity-Prototyp eine Idee greifbar machen.
Das User-Testing verringert Risiken und steigert die Effizienz des Projektes. -
Alle Stakeholder an Bord holen.
Sollten aus strategischen Gründen Änderungen vorgenommen werden müssen, können diese innerhalb des Design Sprints erfolgen. Die Erwartungen der Stakeholder sollten frühzeitig an den Zielen des Sprints ausgerichtet und während des gesamten Prozesses nicht aus den Augen verloren werden. -
Prozesse (wieder) in Gang bringen.
Gerade in festgefahrenen Situationen können durch den Einsatz der unterschiedlichen Werkzeuge selbst schwierigste Probleme gelöst werden. -
Recht auf Mitsprache konstituieren.
Im Design Sprint hat jeder – vom C-Level bis zum Coder – die Möglichkeit, seine Meinung einzubringen. -
Durch Kollaboration neue Perspektiven liefern.
Design, Marketing, Unternehmensmanagement und Technikern bietet sich die Gelegenheit, auf eine Weise zusammenarbeiten, wie sie es in früheren Projekten sehr wahrscheinlich noch nie konnten. -
Unternehmerdenken abteilungsübergreifend etablieren.
Design Sprints fördern die unternehmerische Denkweise der Mitarbeiter und steigern die Motivation jedes einzelnen Teilnehmers.
Was kommt nach dem Design Sprint?
Ist der Design Sprint geschafft und liegen erste belastbare Ergebnisse vor, stellt sich schnell die Frage: Was machen wir damit?
Klar ist, dass ein Design Sprint nicht dazu dient, gutes Design zu kreieren oder es bereits in die Entwicklung zu geben. Vielmehr gilt es, erste Ideen zu visualisieren und zu validieren. Da nur an einem der insgesamt vier Tage am eigentlichen Design des Produkts gearbeitet wird, kann noch kein professionelles, bis ins Detail durchdachtes Design als Ergebnis vorliegen. Vor allem Fragen des UI Designs und der einfachen und richtigen Produzierbarkeit müssen im Design Sprint zunächst vernachlässigt werden.
Wie bereits oben in der Grafik veranschaulicht, klärt der Design Sprint ein grundlegendes Problem, aber nur in sehr verkürzter Weise. Die Desirability, also die Existenzberechtigung wird abgeprüft – der Nachweis von Feasibility und Viability steht hingegen noch aus.
Hier kommt der Boana UX Sprint ins Spiel. Er nimmt den Prototypen auf und professionalisiert ihn. Hiermit verfolgen wir das Ziel, innerhalb von 10 Tagen digitale Produkte marktreif zu gestalten, Innovationen zu erarbeiten und großartige User Experience Designs zu kreieren.
Dabei ist der UX Sprint – im Gegensatz zum Design Sprint – wiederholbar, um kontinuierlich marktreife User-Interface-Designs an die Entwicklung übergeben zu können. Wir bieten unseren Kunden mit dem UX Sprint zwei Optionen:
- Neue Ideen entwerfen & testen
- Usability bestehender Lösungen optimieren und zur Marktreife bringen
Die Deliverables werden zu Beginn jedes Sprints gemeinsam festgelegt, die Ergebnisse kommen ins Testing und können anschließend direkt von den Entwicklern umgesetzt werden.
Die Teilnehmer unserer UX Sprints sind in der Regel Produktmanager und Designer. Weitere Stakeholder werden dann in speziellen Meetings für Input und Feedback einbezogen.
Unternehmern, die hier vorgestellten Ansätze nutzen möchten, sollten sich immer fragen, an welcher Stelle der Produktentwicklung sie sich gerade befinden. Um unsere Agenturkunden an jeder Stelle des Prozesses bestmöglich zu begleiten, bieten wir bei Boana alle Ansätze an:
Die generische Ideenfindung gelingt sehr gut mit Hilfe von Design Thinking Ansätzen. Geht es in die Validierung und Konkretisierung, ist ein Design Sprint angeraten. Und zur Professionalisierung und Ausarbeitung haben sich unsere – wiederholbaren – UX Sprints bewährt.